Wie seid ihr ins Haus des Engagements gekommen und was macht ihr hier?
Das Haus des Engagements hat das erste Equal Care Day Festival 2024 in Hamburg in Kooperation mit dem Landesfrauenrat Hamburg und dem AKTIVOLI-Landesnetzwerk Hamburg e.V. möglich gemacht. Somit ist unsere Initiative quasi ein Kind des Hauses des Engagements. Von hier aus möchten wir das Thema „Equal Care“ und seine Relevanz in aller Munde und Köpfe bringen. Wir möchten die Care-Arbeit, die in und für Hamburg geleistet wird, sichtbar machen und Engagierte in diesem Bereich vernetzen.
Diejenigen, die sich in unserer Gesellschaft kümmern, sei es bezahlt oder meist schlecht bezahlt, zahlen dafür einen hohen Preis und riskieren im schlimmsten Fall Altersarmut. Diese Schieflage möchten wir angehen und dazu beitragen, dass Hamburg eine „Equal-Care-Metropole“ wird. Denn „Equal Care“ ist ein wichtiger Standortfaktor für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Inspiriert wurden wir durch die Initiative Equal Care (www.equalcareday.org), die sich bundesweit und international für „Equal Care“ stark macht und den „Equal Care Day“ ins Leben gerufen hat.
Für welche Themen oder Projekte engagiert ihr euch aktuell bzw. wofür habt ihr euch in der Vergangenheit eingesetzt?
Ganz pauschal: Wir setzen uns für mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung von Care-Arbeit ein. Das wollen wir über Bildungs- und Aufklärungsarbeit erreichen, aber auch über den Aus- und Aufbau einer starken Care-Allianz und einer fairen Care-Infrastruktur in Hamburg. Anfang des Jahres haben wir den Equal Care Day 2025 im Haus des Engagements mit einem politischen Panel mit dem Titel „Butter bei die Fische. Wie fairsorgt ist Hamburg?“ ausgerichtet. Zurzeit konzentrieren wir uns auf den Ausbau eines Workshops-Konzeptes zum Thema „Equal Care“, den wir an weiterführenden Schulen, aber auch an anderen Orten und für Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen, anbieten möchten. Außerdem sind wir mit dem Museum für Arbeit im Gespräch, in dem es ab Oktober eine Ausstellung mit dem Thema „Care – wenn aus Liebe Arbeit wird“ geben wird. Und, natürlich sitzen wir schon fleißig an der Planung für den Equal Care Day 2026 sowie weiteren spannenden Konzepten.
Was bedeutet für euch persönlich freiwilliges Engagement?
Freiwilliges Engagement bedeutet für uns, sich für ein Thema zu engagieren, das uns wirklich am Herzen liegt. Es bedeutet auch, dies gemeinsam mit Menschen zu tun, die am gleichen Strang ziehen. Freiwilliges Engagement ist vom Wollen ins Machen kommen und zu spüren, dass wir gemeinsam etwas bewegen können. Und nicht zuletzt: freiwilliges Engagement macht Spaß!
Welche Bedeutung hat freiwilliges Engagement eurer Meinung nach für die Gesellschaft?
Ohne freiwilliges Engagement würde sehr viel in unserer Gesellschaft auf der Strecke bleiben. Denn freiwilliges Engagement fängt im gemeinnützigen Sektor so viel auf, was von Politik, Staat und freier Wirtschaft nicht geleistet wird. Wenn das insgesamt weniger wird, wird freiwilliges Engagement wichtiger! Freiwilliges Engagement ist letztendlich Sorgearbeit für die Gesellschaft. Sie zu leisten und leisten zu können, sollte allen Menschen möglich sein, die das möchten. Auch das bedeutet „Equal Care“.
Gibt es engagierte Personen oder Projekte, die euch besonders beeindrucken?
Wir sind beeindruckt von der Arbeit des AKTIVOLI-Landesnetzwerks und des Haus des Engagements. In dieser Form freiwilliges Engagement in unserer Stadt zu bündeln, zu fördern, zu vernetzen und so möglich und sichtbar zu machen, zeigt, dass Hamburg den hohen Wert zivilgesellschaftlichen Engagements für eine lebenswerte Stadt erkannt hat. Umso mehr freuen wir uns, Teil davon sein zu dürfen. Als rein ehrenamtlich arbeitende Initiative noch ohne jede Rechtsform sind wir für unsere Arbeit zum Beispiel auf den niedrigschwelligen Zugang zu Räumen angewiesen, damit wir uns treffen, zusammenarbeiten und Veranstaltungen anbieten können.
Vor welchen Herausforderungen stehen Engagierte eurer Meinung nach?
Ganz klar: Zeit und Geld, beides knappe Währungen heutzutage…und auch weitere Engagierte zu finden…denn vor allem der Zeitmangel macht es den Menschen schwer, sich außerhalb von Erwerbs- und privater Care-Arbeit noch zusätzlich woanders einbringen zu können. An guten Ideen und Gestaltungswillen mangelt es bei Engagierten definitiv nicht!
Wie sieht eine Welt-Utopie für euch aus?
Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der die Sorgearbeit, die wir alle brauchen, den Platz bekommt, der ihr zusteht. Eine Gesellschaft, in der es nicht mehr primär um Leistung, Wohlstand oder Macht geht, sondern um die Sorge für sich und andere Menschen. Unsere Utopie einer sorgenden Gesellschaft ist angelehnt an die „4-in-1-Perspektive“ von Frigga Haug: um wirklich Mensch sein zu können, braucht es ausreichend zeitliche Ressourcen für Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, politische Teilhabe und die Entwicklung individueller Talente und Fähigkeiten.
Welche Superkraft hättet ihr gern, wenn ihr eine wählen könntet?
Zaubern! Wir brauchen einen Zauberspruch, der bewirkt, dass sich jeder Mensch als von Sorgearbeit abhängiges Wesen versteht und es als selbstverständliche Lebensaufgabe ansieht, Sorgearbeit zu leisten.
Zuletzt: Gibt es einen Ort in Hamburg, den ihr den Leser:innen ans Herz legen möchtet?
Aktuell ist es das „Museum der Arbeit“ in Barmbek. Dort wird es ab dem 29. Oktober 2025 bis zum 3. Mai 2026 passend zu unserem Herzensthema die Ausstellung „CARE! Wenn aus Liebe Arbeit wird“ geben, zu der auch wir einen Beitrag leisten werden. Das Torhaus dort ist frisch renoviert, es gibt einen großartigen Aktionsraum „Zukunftswerkstatt“ und eine tolle Gastronomie mit schöner Außenterrasse. Unbedingte Empfehlung!
Wie können andere Coworkende und Interessierte euch erreichen?