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03.11.2025

Vorgestellt: Ata von Rap for Refugees e. V. und R1SE e. V.

 Ata ist Vorstandsvorsitzender bei Rap for Refugees e. V. und R1SE e. V., des zukünftigen Nachfolgevereins von Rap for Refugees. Im Frühjahr 2025 ist er Teil des Coworking-Teams im Haus des Engagements geworden. Wir sprechen mit Ata über sein Engagement und über Superkräfte.

Wie bist du ins Haus des Engagements gekommen und was machst du hier?

Dadurch, dass ich seit vielen Jahren in Hamburg gut vernetzt bin, habe ich das Haus des Engagements schon von Anfang an mitverfolgt. Ich war bei mehreren Netzwerktreffen dabei und hatte über die BürgerStiftung Hamburg, wo ich von 2020 bis 2022 gearbeitet habe, ohnehin eine enge Verbindung dorthin. Für mich war es wichtig, einen Ort zu haben, an dem Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen und man interdisziplinäre Arbeit forcieren kann.

Für welche Themen oder Projekte engagierst du dich aktuell bzw. wofür hast du dich in der Vergangenheit eingesetzt?

Mein größtes Thema ist die Integration. Einfach, weil mein eigenes Leben stark davon geprägt ist, wie es sich anfühlt, als Kind mit Migrationsgeschichte in Deutschland aufzuwachsen. Auch wenn ich ein diverses und unterstützendes Umfeld hatte, habe ich immer erlebt, wie sensibel dieses Thema ist. Integration darf keine einseitige Brücke sein, bei der sich nur eine Seite bewegt. Es geht darum, Menschen wirklich abzuholen und ihnen Vertrauen zu geben, Teil der Gesellschaft zu werden und dass man sie auch gerne als Teil der Gemeinschaft sehen möchte. Nur so ermöglichen wir es, beiderseitige Interessen und Vorstellungen sichtbar zu machen und so auch den gegenseitigen Respekt zu fördern.

Vor acht Jahren ist Rap for Refugees entstanden. Zunächst aus einem Benefizfestival heraus, das ich mit Leuten aus dem Kunst- und Kulturbereich organisiert habe. Daraus wurde schnell ein gemeinnütziger Verein mit Workshops und interkulturellen Events. Vor rund zwei Jahren haben wir begonnen, alles neu zu strukturieren, um langfristig nachhaltiger zu arbeiten.

Heute engagieren wir uns über Rap for Refugees und unseren Nachfolgeverein R1SE e. V. in den Bereichen Sport, Kunst & Kultur, Engagementförderung und berufliche Bildung. Unser Ziel ist es, über diese Werkzeuge so viele gesellschaftliche Barrieren wie möglich abzubauen.

Was bedeutet für dich persönlich freiwilliges Engagement?

Freiwilliges Engagement ist für mich viel mehr als eine Tätigkeit. Es ist ein Gefühl. Ich bin seit meinem 13. Lebensjahr ehrenamtlich aktiv, also seit fast 26 Jahren. Für mich bedeutet das, Teil der Gesellschaft zu sein und durch Gemeinschaften aktiv an ihr mitzuarbeiten. Es geht darum, eine vielfältige, respektvolle und solidarische Gesellschaft mitzugestalten, die sich gegenseitig stärkt. Natürlich gibt es viele Herausforderungen, aber ich sehe sie alle als lösbar an. Diese Haltung gibt mir Kraft, weiterzumachen. Freiwilliges Engagement ist für mich kein Selbstverständnis, sondern ein Privileg, das mit Verantwortung verbunden ist, und genau das sollten wir uns immer bewusst machen.

Welche Bedeutung hat freiwilliges Engagement deiner Meinung nach für die Gesellschaft?

Freiwilliges Engagement hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Arbeitswelt ist heute viel fordernder, Menschen sind ständig erreichbar, oft überlastet. Das führt dazu, dass weniger Zeit und Energie für ehrenamtliches Engagement bleiben. Darum sage ich: Freiwilliges Engagement ist ein Privileg…die persönlichen und sozialen Umstände müssen passen. Wir sollten aber darüber nachdenken, wie wir Engagement so gestalten, dass es einen echten Mehrwert für die Menschen bietet. Dass sie sich nicht allein gelassen fühlen und spüren, dass ihr Einsatz das Leben, so auch ihr eigenes, bereichert. Denn die gesellschaftlichen Herausforderungen werden nicht weniger. Wir brauchen mehr Menschen, die sich engagieren. Und noch viel wichtiger: Strukturen, die ihnen das ermöglichen.

Gibt es engagierte Personen oder Projekte, die dich besonders beeindrucken?

Da gibt es viele. Zum Beispiel die Silbersack Hood auf St. Pauli, die seit Jahren großartige Quartiersarbeit leistet. Oder Über den Tellerrand e.V., mit denen wir selbst eng in Kontakt stehen. Aber ehrlich gesagt gibt es so viele tolle Initiativen auf ganz unterschiedlichen Ebenen, dass ich gar keine einzelnen besonders hervorheben möchte. Ich wünsche mir vor allem, dass sie gestärkt werden und nicht tagtäglich im strukturellen Überlebenskampf stecken müssen.

Vor welchen Herausforderungen stehen Engagierte deiner Meinung nach?

Die größte Herausforderung ist, dass Engagement oft auf zu wenigen Schultern ruht. Viele Ehrenamtliche arbeiten an ihrer Belastungsgrenze, weil langfristige finanzielle und strukturelle Sicherheit fehlt. Dabei bräuchten genau diese Menschen mehr Unterstützung und Wertschätzung, um dauerhaft wirken zu können.

Wie sieht eine Welt-Utopie für dich aus?

Meine Utopie ist eine Gesellschaft, die sich als Gemeinschaft versteht. In der jede Person als Individuum respektiert wird, mit ihren Bedürfnissen, Hoffnungen und Wünschen. Ich glaube nicht an eine Welt, in der alle alles gleich gutheißen. Aber ich glaube fest an den Respekt und an den Wunsch, dass es anderen Menschen genauso gut gehen soll wie einem selbst. Ich versuche, mir diese Utopie zumindest in meinem Umfeld zu erschaffen. Und dort funktioniert das oft schon sehr gut. Ich gehöre zu den hoffnungsvollen und optimistischen Menschen, die glauben, dass Menschen grundsätzlich gut sind. Und dass äußere Umstände oft bestimmen, was aus ihnen wird.

Welche Superkraft hättest du gern, wenn du eine wählen könntest?

Wenn ich eine Superkraft hätte, dann die, Menschen, die gerade schwere Zeiten durchmachen, beim Blick in ihre Augen sofort einen Moment von innerer Ruhe und Zufriedenheit zu schenken. Einen kurzen Moment, der bleibt, nachhallt und sie spüren lässt, dass alles gut werden kann. Im Grund eine tiefe Überzeugung und den Glauben an die Hoffnung mitzugeben.

Zuletzt: Gibt es einen Ort in Hamburg, den du den Leser:innen ans Herz legen möchtest?

Hamburg als Stadt fasziniert mich schon in seiner Gesamtheit und ich liebe sie. Da kann ich tatsächlich nichts Bestimmtes hervorheben. Aber wo ich mich interessanterweise wohlfühle, ist das M.I.P. auf dem Schulterblatt. Herbstsonne, draußen sitzen und beim Kaffee den Menschen zuschauen.

Wenn du offen für die Kontaktaufnahme durch andere Coworkende und Interessierte bist, gib hier gerne noch deine Kontaktdaten an:

Name: Ata Anat

E-Mail:

Tel: 0176-36298594